Billy Talent Online
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Saubere Jungs

Interview mit Ben Kowalewicz von Billy Talent

Von Marcel Anders

Auf der Bühne und in ihren Videos präsentieren sich die vier Kanadier gerne als jugendliche Rebellen vom Dienst. Wovon sie im wahren Leben allerdings genauso weit entfernt sind, wie beim 1LIVE-Gespräch im Cambridge Suite Hotel in Downtown Toronto. Da sinniert Sänger Ben (33) fast schon erschreckend sachlich und aufgeräumt über Erfolg, Frauen und Karriere. Aber auch über Germany, Groupies und die Schrecken der Midlife Crisis.

 

 

1LIVE: Ben, das neue Album heißt schlicht und ergreifend "III" – ist euch wirklich nichts Besseres eingefallen?

Ben Kowalewicz (lacht): Das ist schon peinlich, oder? Aber, hey, wir sind halt ziemlich faul. Und wir stehen dazu: Uns ist nichts eingefallen. Jedenfalls nichts, was irgendwie Sinn gemacht hätte. Wir hatten nur Blödsinn, der noch viel schlimmer war als "III"...

1LIVE: Zum Beispiel?

Ben Kowalewicz: Willst du das wirklich wissen? Also ein Arbeitstitel war zum Beispiel "Billy Talent – Krieg der Sterne" oder "Billy Talent – das Imperium schlägt zurück". Wir haben uns dann für "III", also quasi für "Die Rückkehr der Jedi-Ritter", entschieden. Denn irgendwie sind unsere Alben ja Teil einer großen Geschichte oder Reise, die wir noch gar nicht richtig verstanden haben. Aber die unglaublich aufregend ist. Nur: Ob wir beim nächsten Mal auch wieder Zahlen verwenden, bleibt abzuwarten. Vielleicht nehmen wir dann Buchstaben.

1LIVE: Hast du eine Erklärung für euren Erfolg – gerade in Deutschland, wo ihr wirklich alle Rekorde brecht?

Ben Kowalewicz: Ich würde sagen, die Leute dort haben einfach Geschmack. Also definitiv mehr als die Amerikaner, die unsere Musik so gar nicht verstehen. Aber die Deutschen gehen darauf total steil, sie sind geradezu verrückt danach. Was wir toll finden – und das auch sehr wohl zu schätzen wissen. Deshalb werden wir diesmal wieder ganz viele Konzerte bei euch spielen. So viel ist sicher.

1LIVE: Aber ist das keine beängstigende Vorstellung – zu wissen, dass ihr die nächsten anderthalb bis zwei Jahre im Tourbus verbringen werdet?

Ben Kowalewicz: Oh doch, das ist es. Und wir machen uns schon Gedanken, wie wir das durchhalten sollen. Einfach weil unsere Konzerte ja unglaublich physisch sind, wir jeden Abend alles geben und uns ständig irgendwelche Blessuren zuziehen. Auf Dauer ist das wirklich hart. Und es ist auch nicht leicht, die ganze Zeit auf engstem Raum mit drei Typen und einer Crew zu leben. Da kommt es irgendwann automatisch zu Spannungen, und man will einfach nach Hause – zu seiner Freundin, seiner Familie und seinem eigenen Bett. Das werde ich wohl am meisten vermissen.

1LIVE: Wobei die aktuelle Single "Rusted From The Rain" von gescheiterten Beziehungen handelt. Ist das etwa nicht autobiographisch?

Ben Kowalewicz: Bislang noch nicht. Aber ich erlebe das immer öfter in meinem Freundeskreis. Eben, dass sich Pärchen nach so und so vielen Jahren trennen - und meine Kumpels plötzlich vor dem Nichts stehen. Sie verlieren ihre Frau, ihr Haus, ihr Auto und alles, was ihnen lange Zeit so wichtig gewesen ist. Das ist auf einen Schlag weg, und sie finden sich auf einer Art emotionalem Schrottplatz wieder, wo sie langsam vor sich hinrosten. Ich hoffe, dass mir das nie passiert. Nur: Davor ist schließlich keiner geschützt.

1LIVE: Wie denkt deine Freundin über deine Rockstar-Karriere?

Ben Kowalewicz: Sie ist stolz auf mich. Das hoffe ich zumindest (lacht). Ich meine, wir kennen uns schon so lange, dass wir eigentlich ein gutes Team sind. Also noch bevor ich auch nur einen Cent mit meiner Musik verdient habe. Und das ist eine gute Ausgangsbasis. Eben, dass sie mich nicht nur wegen meines Erfolgs mag.

1LIVE: Was ist mit den Versuchungen auf Tour?

Ben Kowalewicz:
Na ja, die sind nur gefährlich, wenn man sich darauf einlässt. Und das tut eigentlich keiner von uns. Einfach, weil wir das, was wir uns privat aufgebaut haben, nicht wegen irgendeiner Dummheit riskieren wollen. Was jetzt vielleicht fürchterlich langweilig klingt. Aber: Wir sind ja keine 20 mehr, sondern Anfang/Mitte 30. Und wir wissen, was wir wollen: Nämlich diese Sache noch ein paar Jahre fortsetzen und es vielleicht sogar bis ganz nach oben schaffen. Ich denke, wir sind auf dem besten Weg dahin. Und das gelingt nur mit einem stabilen Privatleben.

1LIVE: Wie denn, so karriereorientiert?

Ben Kowalewicz:
Du darfst nicht vergessen, dass wir zehn Jahre gebraucht haben, um überhaupt so weit zu kommen. Deshalb gehen wir auch keine Risiken ein – weil uns das Ganze zu viel bedeutet. Wir nehmen keine Drogen, wir ernähren uns gesund, wir versuchen, genug Schlaf zu bekommen und so wenig wie möglich zu trinken. Was zwar nicht immer gelingt, aber wir sind definitiv saubere Jungs. Und weißt du was: Darauf sind wir stolz.

 
 
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